Mittwoch, 27. Januar 2016

21. Der Barbarenschatzprozess - Runde 2


Benny posiert mit seinem "Geschirr". Wer's glaubt... (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=cvbJPvChR1M)

Niemand ist in der aktiven Sondengängerszene so umstritten wie "Sondelpowerbenny", von einem Kollegen auch liebevoll "Sondelpowerspinner" genannt. "Sondelpowerbenny" oder auch Benjamin Mike Czerny bei facebook genannt, entdeckte 2013 in einem Wald bei Rülzheim einen umfassenden Goldschatz. Mit dabei waren "ein Silberteller, eine Silberschale, goldene Verzierungen eines prunkvollen Gewands (aufgrund der Zerstörungen nicht sicher), Reste eines vergoldeten und versilberten, aber vom Ausgräber wohl nur unvollständig aufbewahrten und daher nicht mehr exakt rekonstruierbaren Klappstuhls, Silberstatuetten sowie weitere Gegenstände." aus der Mitte des 5. Jahrhunderts. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hortfund_von_R%C3%BClzheim)

Im Wikipediaartikel heißt es weiter:

"Zu den Umständen der Niederlegung des Hortfundes lassen sich wegen der Zerstörungen des Hobbyarchäologen keine Aussagen mehr treffen. Reguläre archäologische Ausgrabungen hätten zeigen können, ob der Hort in einer Holzkiste lag, rasch abgelegt oder sorgfältig verborgen wurde. Aus einer exakten Lagedokumentation und bodenkundlichen Analysen hätten Informationen zur Rekonstruktion der goldverzierten Objekte gewonnen werden können."

Das sollten genügend Informationen sein, um diesen Prozess bewerten zu können. Denn Fakt ist, Benny hat vor allem durch seine selbstproduzierten Videos, in denen er bspw. eine Römermünze nach dem Ausgraben direkt bestimmen konnte, genügend Fachwissen, um diesen Schatz hätte bewerten zu können. Das können wir an dieser Stelle schon sagen. Später behauptete er aber in einer RTL-Dokumentation zu diesem Thema, dass er zunächst dachte, eine Art Geschirrservice, bzw. auch Schmuck ausgegraben zu haben, welcher aus dem 19./20. Jhd. stammt. Dies erscheint aufgrund seiner bewiesenen Kenntnis doch sehr fragwürdig. Auch in einem Sondengängerforum zeigte er den Fund, worauf ihm dieser auch bestimmt und nahegelegt wurde diesen zu melden.

Goldene Anhänger eines Gewands, aber wem gehörte es? Das werden wir wohl nie erfahren.


Viele Unterstützer Bennys haben das Argument, dass ohne sein Zutun, dieser Fund wohl auf Jahrzehnte, Jahrhunderte oder noch länger im Boden auf seine Entdeckung gewartet hätte und wir daher dankbar sein müssten, dass Sondengänger wie er diesen gefunden und gemeldet hätten. Natürlich ist das eine feine Sache, allerdings müssen wir auch in Betracht ziehen, dass Benny erst ein Jahr später, im Frühjahr 2014, den Fund meldete, nachdem man rechtliche Schritte eingeleitet und eine Hausdurchsuchung durchgeführt hatte. Er hat also rechtlich gesehen eine Unterschlagung verübt. Dass der Fund bedeutend ist und ihm daher der Status eines Denkmals zusteht, bedeutet weiterhin, dass sich Benny auch nach dem Denkmalschutzgesetz strafbar gemacht hat, denn er hat ihn unwissenschaftlich ausgegraben und damit wichtige Hinweise auf seine Geschichte zerstört.

"Nachforschungen, insbesondere Geländebegehungen mit Schatzsuchgeräten sowie Ausgrabungen, mit dem Ziel, Kulturdenkmäler zu entdecken, bedürfen der Genehmigung der unteren Denkmalschutzbehörde. Sie trifft die Entscheidung im Einvernehmen mit der Denkmalfachbehörde; wird kein Einvernehmen erzielt, kann die untere Denkmalschutzbehörde von der Stellungnahme der Denkmalfachbehörde abweichen, soweit die obere Denkmalschutzbehörde zustimmt. § 13 Abs. 3 Satz 1 bis 4 und § 13 a Abs. 4 gelten entsprechend. Nachforschungen in der Verantwortung der Denkmalfachbehörde bedürfen keiner Genehmigung nach diesem Gesetz." ( § 22 Absatz 1 DschG Rheinland-Pfalz)

Was viele bei dieser Streitigkeit nicht beachten und das geschieht häufig von Sondengängern, ist, dass der Fund an sich keinen großen Wert hat. Dieser ist in der Regel nur rein wissenschaftlicher Natur. Natürlich hat er einen materiellen und künstlerischen Wert. Aber der wissenschaftliche ist für die Forschung dann doch größer. Wie bereits im Wikipediaartikel deutlich wurde, hätte man feststellen können wie der Schatz vergraben wurde. Sorgfältig, um ihn später wieder auszubuddeln oder hektisch, weil man auf der Flucht war. Gehörte er einem reichen Römer oder doch einem Germanen? Ich hatte auch mal gelesen, dass an den einzelnen Fundstücken z.T. noch Kleidungsreste hafteten, welche im Abfluss landeten. Schade.

Die Spuren, die durch das Reinigen mit Stahlwolle entstanden sind, lassen sich auf dieser Schale in der oberen Hälfte recht gut erkennen.


Als ein Beispiel von einem Fundkomplex, der nur durch seine genaue Position wichtig ist, nenne ich gerne die Schlacht am Harzhorn (Link: Klick mich). Auch hier haben Sondengänger römische Funde gemacht, wo sie noch nicht einmal zu erwarten waren. Es war bereits bekannt, dass sich die Römer auch nach der Varusschlacht noch nach Germanien trauten, aber hier wurde es doch fundtechnisch bewiesen und konnte anhand von Münzen auch ungefähr datiert werden. Anhand der genauen Position der Pfeilspitzen konnte die Schussrichtung ermittelt und damit auch ein Schlachtverlauf beschrieben werden. Die einzelnen Pfeilspitzen an sich hätten nur gezeigt, dass dort ein Gefecht stattfand. So ließ es sich aber wieder rekonstruieren.

Ein weiteres Beispiel ist das jüngst entdeckte Römerlager bei Hannover. Auch der erste archäologische Beweis, dass die Römer recht weit in Germanien eingedrungen sind und dort wohl eine Zeit lang ausharrten. Die Datierung selbst ist noch ungewiss und kann bspw. anhand von Münzen genauer datiert werden. Hierbei sind auch die Münzen an sich bedeutungslos, sind sie doch eine Massenware. Dennoch wird durch sie eine Datierung möglich.

Zusammenfassend möchte ich nur sagen, dass solche historischen Funde, wenn sie denn wissenschaftlich ausgegraben und bearbeitet werden, eine umfassendere Geschichte erzählen können, als der Fund an sich es einen zunächst glauben lassen will.

Mittlerweile wurde das Urteil bekannt.

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/ludwigshafen/barbarenschatz-von-ruelzheim-vor-gericht/-/id=1652/did=16837456/nid=1652/1w7aklh/

 15 Monate Haft auf Bewährung und 2.000€ Geldstrafe. Einen Freispruch zu erwarten, wäre reichlich dumm gewesen, betreibt er doch sein eigenes Geschäft mit dem Verkauf von Metalldetektoren samt Zubehör. Offenbar Grund genug, um ihm eine Profitgier unterstellen zu können.

Benny hat mittlerweile auch beschlossen in Revision zu gehen.

Verweise:

1. Prozess:

http://www.sueddeutsche.de/panorama/prozess-in-frankenthal-finder-des-barbarenschatz-vor-gericht-1.2366656

2. Prozess:

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/ludwigshafen/barbarenschatz-von-ruelzheim-vor-gericht/-/id=1652/did=16837456/nid=1652/1w7aklh/

Forum, wo die meisten für Benny sind:

http://schatzsucher.org/forum/viewtopic.php?f=178&t=9125

Forum, wo die meisten gegen Benny sind:

http://www.detektorforum.de/smf/fragen_vorschlage_lob_kritik_zum_forum/das_grosse_barbarenschatz_tipspiel-t96900.0.html

Facebookprofil von Benny:

https://www.facebook.com/bennyvon.czerny?fref=ts

2 Kommentare:

  1. Der Schatz zieht mich sehr an.
    Inspiriert von den Erkenntnissen, sollte ich mein Bestes geben, um zu erkennen.
    Vielleicht eines Tages werde ich versteckten Schatz mit meinem Schatz-Detektor ausgestattet finden.
    http://www.kingdetector.com/md3000ii-handheld-metal-scanners-p-28.html

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    1. Na, da bin ich ja mal gespannt, welchen Schatz Sie mit diesem Gerät ausbuddeln wollen und was Sie dann bei der Entdeckung mit selbigem machen werden. ;)

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