Dienstag, 29. Dezember 2015

16. Lesefunde Keramik


Wie versprochen soll es hier nun um nichtmetallische Funde gehen, die ich mithilfe meiner Augen finde. Der letzte Teil des Satzes mag zwar blöd klingen, soll aber in aller Deutlichkeit betont werden, denn immer wieder zeige ich Menschen meine Funde, die ich mithilfe des Detektors finde. Gleichzeitig recke ich dann immer eine Tüte mit Keramik hoch, um zu zeigen, dass da auch noch anderes liegt. Darauf kommt dann aber immer wieder die Frage: "Zeigt das Gerät das auch an?" oder:"Wie machst Du das? Der findet doch nur Metall, oder?"
Wegen Fragen wie diese, die in der Nachbetrachtung doch ein wenig albern klingen, wollte ich hier einen Post dazu verfassen.

Keramikfunde selbst können eine Menge Aufschluss über die Vergangenheit gewähren. Denn dort, wo Keramikscherben auftreten, kann auch mit metallischen Funden gerechnet werden, die nicht neuzeitlich sind. Wie ich in meinem 10. Post Wie die Funde auf den Acker kamen (Link: Klick mich) schon geschrieben habe, wurde Keramik, die unbrauchbar wurde oder gar herunterfiel, als Abfallprodukt auf den Misthaufen geworfen, der wiederum auf die Felder kam. Anhand dieser Funde, kann man daher schnell mit bloßem Auge erkennen, ob man es hier mit einem Fäkalienacker zu tun hat, auf dem mit guten Funden zu rechnen sein kann oder nicht. Doch nicht nur das kann wichtig sein, sondern auch wie lange der Acker als Fäkalienfeld genutzt wurde, sowie eine frühere Besiedlung kann datiert werden.

Im Folgenden sind daher ein paar Bilder von Keramik in situ anzuschauen, sowie noch einmal als Gesamtbild. Zuerst ein paar Scherben der Niederrheinischen Irdenware aus dem 18./19. Jahrhundert und darunter welche aus dem Mittelalter oder älter.





drei Scherben von oben in Bildmitte
Nahaufnahme

ausgebuddelt










Ein Henkel

Nahaufnahme


Die gereinigten Scherben eines Suchtages. Die orangen Scherben sind hauptsächlich Niederrheinische Irdenware aus dem 18./19. Jahrhundert. Oben rechts die drei Scherben, die zusammenlagen und auch zusammenpassen.

Rückseiten


von oben

Nahaufnahme

auf der Hand

von oben

von nahem

in der Hand

am Maisstoppel

Nahaufnahme

auf der Hand

Montag, 21. Dezember 2015

15. Frohe Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr 2016!




Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2015 war für mich, speziell was das Thema Sondeln angeht, ein überaus erfolgreiches. Es haben sich viele neue Fundstellen ergeben, die durchaus einer genaueren Betrachtung in den kommenden Jahren bedürfen. Dabei sind neben "normalen" Äckern auch Flächen hinzugekommen, auf denen tatsächlich etwas stattfand. So wurde mit der Hilfe von zwei neuen Mitstreitern, denen ich hier an der Stelle recht herzlich danken möchte, ein Lager aus dem Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) gefunden, welches bis dahin noch gänzlich unbekannt war. Ein Post dazu wird noch folgen. Es konnten daher neue Bande geknüpft werden, welche das Projekt "Prospektionen in Voerde" etwas vereinfachen, da schneller Flächen auf ihre historische Bedeutung abgesucht werden können.

Neben den interessanten Flächen sind natürlich die Funde an sich von großer Bedeutung. Wie ich bereits in Die Römer bei uns in Voerde (Link: Klick mich) zwei Münzen vorstellen konnte nicht von mir gefunden!), sind im letzten halben Jahr noch einmal drei Stück hinzugekommen. Evtl. auch ein römischer Riemenbeschlag. Diese habe ich noch nicht vorgestellt, da sie ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung bedürfen und ich nicht genug Wissen von der Materie habe. Meine sämtlichen Funde, die ich vom Ende des Jahres 2015 bis Mitte Dezember diesen Jahres gemacht habe, liegen noch in Xanten zur Begutachtung. Gerade bei Münzen dauert es länger, da die zuständige Fachperson in Bonn sitzt und alle Münzen, die im Rheinland gefunden werden, begutachten muss. Dies dauert dann gerne mal ein Jahr.

Doch es geht nicht immer nur um metallische Funde, denn auch die Oberflächenfunde habe ich in diesem Jahr für mich entdeckt, wofür man auch erst einmal ein Auge entwickeln muss (ein Post dazu wird in ca. einer Woche online gestellt). So wurde im Sommer diesen Jahres ein Fäkalienacker (s. Wie die Funde auf den Acker kamen) (Link: Klick mich) ausfindig gemacht, der vor allem im 18./19. Jhd. genutzt wurde, aber auch früh- bis hochmittelalterliche Keramik vorzuweisen hatte. Gestern entdeckte ich eine weitere römische Münze. In ihrer Nähe fand sich eine Menge mittelalterlicher Keramik, evtl. auch germanische, die auf eine Siedlungsstelle zu Römerzeiten hindeuten würde, aber da habe ich wenig Fachwissen, um das richtig einschätzen zu können. Es wäre daher bahnbrechend, da wir bisher nur aus etymologischen und organisatorischen Gründen eine Besiedlung der Germanen im Raum Götterswickerhamm vermuten. Dies hat vor allem mit dem alten Gerichtsplatz zu tun, welches als Verfahren schon bei den Germanen (Thing) vorherrschte.

Immer wieder sehe ich z.T. hohe Klickzahlen auf meinem Blog. Falls das hier jemand liest, kann er ja gerne antworten, bzw. diesen oder andere Posts kommentieren. Die Funktion dazu sollte verfügbar sein. Und sei es nur ein Lob oder ein Verbesserungsvorschlag, es würde mir ein wenig mehr das Gefühl geben, dass hier jemand mitliest.

Zum Schluss wünsche ich allen, die bis hierhin gelesen haben, ein frohes Weihnachtsfest mit besinnlichen Feiertagen und einen guten Rutsch ohne Rutschen ins Neue Jahr (sollte bei den Temperaturen machbar sein). Wie geschrieben geht es zwischen Weihnachten und Neujahr mit einem neuen Post weiter und im neuen Jahr dann mit einem römischen Denar.

Mit vorweihnachtlichen Grüßen
Fabian Merker

Dienstag, 15. Dezember 2015

14. Ein unschöner Fund - oder: Es hätte Bumm machen können

Ich will hier auch mal auf unschöne Funde kommen. Mein vermutetes Lager hatte ich hier (Link: Klick mich) ja bereits vorgestellt. Auf der gleichen Fläche sollte sich aber neben meiner ersten Silbermünze auch mein erster Munitionsfund finden.

Als ich den Grundstückseigentümer ermittelte, gelangte ich zu einem älteren Ehepaar, das die 80 bereits überschritten hatte. Der Mann gab mir die Erlaubnis dort zu suchen. Nebenbei bemerkte er aber auch, dass sein Vater nach dem Krieg dort eine Bombe in einen Trichter geworfen habe. Etwa einen halben Meter tief sollte das Stück liegen. Ich fragte ihn nach der ungefähren Position, damit ich mich darauf einstellen könne.

Ein paar Tage später gelangte ich zu dem Feld und machte mich ans Suchen. Das Feld ist recht klein und so war ich nach kurzer Zeit schon halb fertig, da kam der ältere Herr und meinte, dass die Bombe etwas weiter vorne liegen müsste, also dort, wo ich schon war. Ich war erleichtert, dass sie offenbar tiefer lag, als mein Gerät orten kann.

Was ich nicht wusste war, dass ich sie doch orten sollte, denn das Gedächtnis hatte dem Mann einen Streich gespielt und so kam sie zwei Suchbahnen später in Reichweite. Als ich bemerkte, dass das Signal eine größere Fläche einnahm, begann ich in der Mitte zu graben, denn ich wollte nicht den Zünder am vorderen Ende treffen. Nach etwa einem halben Meter, hatte ich genug gegraben und stieß auf eine rostige Schicht Eisen, die an zwei Seiten etwas rund nach unten ging. Der Körper klang nicht hohl, sodass ich mir recht sicher war, sie gefunden zu haben.

Die z.T. freigelegte Granate. Der Rost ist links und rechts zu erkennen.

Also direkt erst einmal die Polizei verständigt. Es war im Juli und es sollte noch nicht so schnell dunkel werden. Dennoch war es bereits um 20 Uhr herum, bis das blaue Auto erkennbar wurde. Die Beamten wunderten sich natürlich über meine Tätigkeit und die Bombe an sich. Man konnte spüren, dass den beiden Frauen auch nicht ganz wohl in ihrer Haut war, denn auch ich hatte beim Ausgraben, was ich nur teilweise machte, ein fast herausspringendes Herz. Sie verständigten das Ordnungsamt, welches dann am Wochenende notgedrungen ausrücken musste. Mittlerweile hatten sich auch ein paar Anwohner versammelt, die neugierig dem Spektakel beiwohnten. Unter anderem auch ein Redakteur von Radio KW, der später der Indikator für eine kleine Radioreportage über mein Hobby sein sollte, aber dazu später mehr.

Der Mann vom Ordnungsamt hatte wenig Ahnung von Munition, sodass er den Kampfmittelrämdienst verständigte. In Bereitschaft waren allerdings nicht die Experten aus Hünxe, was schön nahe gewesen wäre, sondern zwei aus Düsseldorf. Die hatten selber kurz zuvor noch einen Einsatz und der eine aus Düsseldorf hatte gerade seinen Kollegen nach Neuss gebracht. Also ihn sofort wieder abgeholt und gegen 10/11 Uhr waren sie dann auch endlich da. Wir sollten alle Abstand nehmen und mit Spaten machten sie sich dann ans Herausheben. Mithilfe eines Seils wurde sie dann aus dem Boden gehoben und endlich sahen auch wir das Ausmaß der Granate. Es handelte sich dabei wohl um eine britische 21cm Granate, mit 120kg Kampfgewicht. Mein Vater musste noch beim Einladen der Granate in den Transporter mithelfen.

Der Eigentümer war über die Nachricht recht froh, da er immer Angst hatte, diese beim Pflügen zu treffen und ich war froh, dass nichts mehr passiert ist.

Leider fand sich Anfang diesen Jahres eine weitere Granate eines ähnlichen Kalibers auf dem Feld daneben. Sie konnte auch ohne große Schwierigkeiten entfernt werden.

Die Experten kommen.


Bildunterschrift hinzufügen
Ja, das dahinter ist mein Spaten.
Die Granate, gut erkennbar der Führungsring an der unteren Hälfte.
In voller zweifelhafter Pracht.
Gut verstaut auf der Ablage des Transporters

Die Schleifspur, nachdem die beiden Experten sie zum Auto gezogen hatten.