Montag, 25. Januar 2016

20. Das germanische Grubenhaus von Voerde-Friedrichsfeld

Auch wenn man die Heidefläche Friedrichsfelds als unwirtlichen Lebensraum bezeichnen möchte,d er wahrscheinlich erst im 20. Jahrhundert wirklich besiedelt hat, findet sich bereits in der Römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) Siedlungsspuren.

Nach dem Aufstand der Bataver in den Jahren 69 und 70 n. Chr. brachen für den Niederrhein wieder friedliche Zeiten an. Zeiten, in denen das Ostufer des Rheines wieder von Germanen besiedelt worden ist. Die Römer hatten sich bereits nach der Varusschlacht (9 n. Chr.) mehrheitlich auf das Westufer zurückgezogen und ließen germanische Siedler auf dem Ostufer am Rhein siedeln. Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich ab dieser Zeit römische Münzen in Voerde finden lassen. (Links: Denar des Vespasian sowie Die Römer bei uns in Voerde)

Bereits in der Mitte der 30er Jahre hatte man Brandgrubengräber gefunden und daher Vermutungen auf Siedlungsbefunde geäußert. Durch eine Baumaßnahme wurde im Frhjahr 1996 eine Sondagegrabung durchgeführt, bei der man auf die Überreste eines germanischen Grubenhauses traf. (für weitere Informationen auf nachfolgenden Link klicken https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenhaus) Neben diesem fand sich eine Grube, die mit vorgeschichtlicher Keramik teilweise gefüllt war. Das Grubenhaus selbst war nur noch anhand der Verfärbung und dem Pfostenloch im Boden erkennbar. Die Maße waren 3,10m x 2,40m. In dieser Verfärbung, die 10-25cm tief in den Erdboden reichte, fanden sich ca. 200 Keramikscherben, kleine Knochensplitter (ob Mensch oder Tier konnte nicht mehr eindeutig bestimmt werden, da sie insgesamt nur 4g wogen), sowie eine germanische Rollenkappenfibel mit Sehnenhülse von 2,7cm Länge und 1,8cm Breite.

Der Fundort ist auf einer Karte zu Beginn der Publikation als "10" markiert.

Das Fundament des Grubenhauses. Oberhalb davon liegt vermutlich die Grube.

Die Zeichnung der Rollkappenfibel mit Sehnenhülse

Die Keramikscherben selber lassen kein Gefäß mehr rekonstruieren, es handelt sich aber um mind. 12 Gefäße, wovon nur eines aus römischer Hand gefertigt wurde. "Neben fünf grobkeramischen Vorratsgefäßen sind drei kleinere Topf- sowie drei Schüssel- bzw. Schalenformen belegt." Der römische Henkelkrug datiert etwa vom ausgehenden 1. Jhd. n. Chr. bis in die ersten Jahrzehnte des 2. Jhd. n. Chr.


Die Scherben. Vorne links die Reste des römischen Gefäßes. Auf der rotgebrannten Scherbe daneben liegt die Fibel.

Immer wieder wird vom Handel zwischen Germanen und Römern in den Grenzregionen, also vor allem im Bereich des Rheines, gesprochen. Dies lässt sich anhand dieses Falles, laut Aussage des Berichtschreibers, nicht, bzw. nur spärlich belegen. Weitere Ansiedlungen sind dabei durch das Gräberfeld in Rheindorf und den Siedlungen von Haldern und Haffen belegt. Mit der Mitte des 3. Jhd. verschwinden die Ansiedlungen am Ostufer des Rheines und vor allem südlich der Lippe, da vermehrt Franken in das Gebiet einfallen und die Römer diesen Bereich wieder als Schutzzone deklarieren.

Quelle: Schuler, Alfred: Spuren germanischer Siedler im Schatten der Reichsgrenze", S. 50-52, in: "Archäologie im Rheinland 1996", herausgegeben von Harald Koschik im Rheinland-Verlag Köln 1997

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