Sonntag, 26. Juni 2016

29. Terra Sigillata

Manchmal möchte man meinen in unserem heutigen Stadtgebiet gab es nur Bauern und arme Menschen. Bis auf die wenigen kleinen Adelshäuser mag das auch für das Mittelalter und die Frühe Neuzeit zutreffen, doch das scheint nicht immer so gewesen zu sein. Zwei kleine Keramikscherben, die ich auf dem Römeracker bei Götterswickerhamm (Link: Klick mich) gefunden habe, könnten bezeugen, dass die Leute auch vor 1.500 - 1.800 Jahren schon etwas mehr Geld inne Tasch hatten.

Bei der hier angesprochenen Scherbe (die andere ist wesentlich kleiner und liegt im Moment in Xanten zur Begutachtung) handelt es sich um Terra Sigillata (Link: Klick mich). Dieses Geschirr war im 1. Jahrhundert n. Chr. noch für die gehobenere Bevölkerung "reserviert", da es für das gemeine Volk schlicht zu teuer war. Erst im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. fand es Einzug in das normale Bürgertum. Zunächst tauchte die Ware auch nur bei den römischen Legionären auf, da sie vor allem in Italien hergestellt wurde. Später entstanden auch nördlich der Alpen Werkstätten, in denen man Terra Sigillata produzierte.

Ob die Scherbe nun Teil einer Beute war oder das Gefäß rechtmäßig nach Götterswickerhamm kam, ist nicht belegbar. Es wäre natürlich interessant zu wissen, welchen Status und wie diese Menschen an dieser Stelle gelebt haben.

Bei meinem letzten Besuch in Xanten wurde eine ähnliche Scherbe in die Spätantike datiert. Dies wird bei dieser wohl auch der Fall sein. Möglicherweise gehören beide zum gleichen Gefäß. Ich weiß nur noch nicht, inwiefern die rote Glasur fehlt, die besonders typisch für Terra Sigillata ist. Die Keramik wurde aber in der Spätantike weniger verziert. Während man in den ersten Jahrhunderten nach Christus noch aufwendigere Figuren und Formen auftrug, wurden die Verzierungen in der Spätantike zunehmend "barbarischer". Es folgten einfache Ritzungen und Linien, die das Gefäß zieren sollten. Dies lässt sich auch an der vorliegenden Scherbe feststellen. Man erkennt noch recht deutlich zwei untereinanderliegende Reihen, die sich aus einfachen Ritzungen bilden.

Nachtrag:
Nachdem ich diese Scherbe einem Provinzialarchäologen gezeigt habe, hat er diese spontan in die mittlere Kaiserzeit datiert (um das 2. Jahrhundert n. Chr.). Es wird sich vermutlich um eine Scherbe eines Bechers oder Kruges handeln. Ich werde hier auch noch einmal schreiben, was die zuständigen Archäologen in Xanten sagen werden.


Die Außenseite mit einer durchgehenden Ritzung in einem Zweilinienband.

Die Innenseite

Ein Blick auf die Bruchkante mit der Wölbung

Weiterführende Links:

http://www.novaesium.de/glossar/terra-sigillata.htm
http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/museum/terra.htm

Donnerstag, 9. Juni 2016

28. Feiertag

Während viele Arbeitnehmer erst während der richtigen Sommermonate Pause haben, haben die Sondengänger ab Mitte April ein wenig Ruhe vom Suchen an sich, da ab dann in der Regel alle Äcker bestellt sind. Dennoch war ich an Fronleichnam auf einem Acker, auf dem ich bereits einige römische Artefakte bergen konnte. Es handelte sich dabei allerdings um eine reine Oberflächensuche, also nur Keramikfunde. Das Ergebnis von ca. einer Stunde, dann musste der Bauer spritzen, seht Ihr hier.



Der vorgenommene Abschnitt






Die Ausbeute der einen Stunde ungereinigt
Oben links (und weiter im Uhrzeigersinn) Porzellan, Mittelalterkeramik, Eisenzeit/Germanisch (um die 2000 Jahre), Bauschutt, Feuersteine, Niederrheinische Irdenware, Steinzeug, Pfeifenfragmente