Es funktioniert auch umgekehrt: Viele Sondengänger, bzw. alle, die auch wirklich sicher sein wollen etwas zu finden, recherchieren bevor sie suchen gehen. Das geschieht gerne mal in den unwirtlichen Monaten des Jahres, wenn der Boden hart und gefroren ist oder aber auch in den wirtlichen, wenn der Acker schon bestellt ist. Häufig werden alte Chroniken durchgeblättert, in der Hoffnung auf ein interessantes Ereignis oder an ein Gebäude wie eine Motte, die heute nicht mehr besteht. Natürlich hilft es auch Funde besser in die Dorfgeschichte einzuordnen wie es mir bereits bei den Franzosenknöpfen gelang. (hier, hier) Links, bitte klicken.
Es ist daher gerade bei Nachforschungen in alten Quellen, die bisher niemand transkribiert hat, geradezu unerlässlich, die alte Schrift lesen zu können. Ein Beispiel sei hier gegeben, welches mir dankenswerterweise von einem Landwirt zur Verfügung gestellt wurde, welches ich für ihn auch transkribiert habe. Zu erwähnen sei hier noch, dass es bis 1901 keine geregelte Orthographie auf deutschem Raum gab (hier nachzulesen: Orthographische Konferenz von 1901) und bereits vorher viele nach Gehör schrieben. Auch der Buchstabe "u" wurde selten bis gar nicht benutzt, denn man kannte diese Unterscheidung in der lateinischen Schrift nicht. Es wurde für beide Laute ("u" und "v") der Buchstabe "v" verwendet. Vermeintliche Schreibfehler sind daher beabsichtigt, da diese auch im Original vorkommen. So lautet Köln "Cölln" oder Kirchspiel "Kerspel".
Thema ist dabei der Verkauf des Holtsteeger Kate (Lage wird ganz unten noch einmal geklärt) in Spellen von Peter Weihe an Albrecht Hüchtenbrock im Jahre 1612. Diese wurde dann an seinen Sohn Albert Gisbert Hüchtebrock vererbt und hier im Jahre 1652 noch einmal bestätigt.
Wir Philips Herchenbuks Hoffrichter Derich Weyers VndPeter zu Hausses, beide Lathen der hochwürdigen HochWohlgeborenen Frau-wen Abbatissinnen, alß auch dessen Woll Ehrwürdigen Hoch vnd wollgelehrtenHerren Seniorrs vnd Capittuls des Kaiserlichen Freyen Adelichen welt-lichen Stiffts zu Sandt Merrirs[1] in Capitolio binnen Cölln. Hoffgerichtszu Winnerstwick. Thun kundt zeugen vnd bekennen Krafft diesesBrieffs, Nachdem der HochwolEdelgeboren vnd Gestrenger Herr Albrechtan sich bracht, von dem Hochgelehrten Herrn Doctores Peter Weihe, die Kaat-stadt die HoltSteegh genant im Kerspel Spellen gelegen. Weils vermut-lich beide Handen Affgestorben. Hat der Jtziger auch HochwolEdelgeborenKaatstadt. Vnd sich selbsten neben seinen eltisten Sohn Albrecht Jürgen Huchten-mongh vnd ferneren inhalts Latenbuch daran behanden lassen vnd in gedachtes La-then vnd Gewinsbuch schreiben vnd versicheren lassen. Sonder geferdt vnd avgelistIn Verkundt der Warheit haben wir Hoffrichtter vnd Lathen vurßl[11] Vnsere ge-wonliche Siegelen an dieses tegenswordigen Leibgewinsbrieff auß begheren vnd ent-fangener gerechtigkeit halben wissentlich thun hangen. So geben Rheinberck indem iahr nach der heilsamer geburt Vnsers Herrn und erlösers Jesu Christi TausentSechshundert fünffzigh zwey. ahm zwelfften tagh Monats Marty.
Quelle: Privatbesitz, Herr Bernhard Jordans, Heeger Hof Mehrstraße 80, 46562 Voerde-Spellen
[1] Name
nicht eindeutig lesbar
[2] evtl.
auch Hüchtenbroich, folgendes wäre dann im Folgenden zu ersetzen (tatsächlicher Name: Hüchtenbrock)
[3] es steht
nur „An“, auf dem „n“ ist aber ein Abkürzungszeichen wohl für „Anno“
[4] oder
1617?
[5] an der
Seite ist zwischen dieser und der oberen Zeile noch „Gysbert“ eingefügt
[6] Durchlaucht
[7] hier
steht ein kleingeschriebenes „e“ in Übergröße
[8] evtl.
gemelten
[9] evtl.
auch Verthetiganck, erster Buchstabe könnte auch ein „u“ sein
[10] ist
zwischen diese und der oberen Zeile eingefügt
[11] nicht
eindeutig lesbar
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Aktuelle Karte der Stadt Voerde mit Lage des abgebrochenen Holtsteeger Hofes |
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Lage des Holtsteeger Hofes in der preußischen Uraufnahme um 1840 |
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1893 |
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in der preußischen Neuaufnahme um 1900 |
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Luftbild von 1926, der Hof wurde um 1915 abgebrochen und ist hier nicht mehr zu sehen |
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aktuelles Luftbild der Stelle, wo der Hof einst stand |
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